Fokale Therapien urologischer Tumore

Unter Fokale Therapien versteht man eine schonende zielgerichtete Therapie, die betroffenen Patienten eine Alternative mit einer hohen Lebensqualität bietet, insbesondere wenn von den Patienten weder eine Radikaltherapie noch eine reine Überwachung gewünscht wird

Eine Fokaltherapie eines Tumors kann, im Gegensatz zu einer Operation, dann angezeigt sein, wenn der Tumor noch nicht gestreut hat, also keine Metastasen in den Knochen, Organen oder Lymphknoten vorhanden sind. Hierbei geht es um eine gezielte (fokale) Behandlung des Tumorherdes. Dabei kommen verschiedene Energieformen zum Einsatz: Medikamente, Hitze oder Kälte. Im Krankenhaus Nordwest wird beim Prostatakarzinom die MRgFUS-Therapie (Magnetresonanztomografie-gesteuerte hochfokussierte Ultraschallwellen), die Kryotherapie und bald auch die TOOKAD-Lichttherapie durchgeführt. Beim Nierenzellkarzinom kommt die Mikrowellen-/ Radiofrequenztherapie zum Einsatz.


Vorteile für den Patienten:

  • Kurzer Aufenthalt
  • Geringe Nebenwirkungsrate
  • Exzellente Kontinenzrate
  • Weniger Erektile Dysfunktion
  • Wahrscheinlichkeit für ein „radikales“ Vorgehen im späteren Verlauf sinkt
  • Weniger psychisch-emotionale Belastung

Im Vorfeld zur Entscheidung für eine Fokale Therapie ist ein ausführliches Aufklärungs- und Beratungsgespräch mit dem behandelnden Operateur angezeigt.

 

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Ablauf des MRgFUS-Verfahrens

Bei der MRgFUS-Behandlung werden unter Narkose hochenergetische Schallwellen über eine im Enddarm platzierte Ultraschallsonde in Richtung Prostata gesendet. Diese Schallwellen sind in der Lage, punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor definierten Gewebebereich zu erzeugen, ganz ohne Nadeln, Skalpell oder OP. Der Gewebebereich wird auf 70 bis 80 Grad Celsius erhitzt, was zu einem Absterben der Tumorzellen führt. Die Klinik für Urologie arbeitet hier eng mit dem Institut für Radiologie zusammen.

 

Welche Patienten können mit MRgFUS behandelt werden?

Als klinische Parameter für eine MRgFUS-Therapie gelten ein PSA-Wert < 10ng/ml, ein Gleason-Score von maximal 7 und ein unilateraler Tumor in maximal 2 Standardbiopsien. Ob metallische Implantate die Behandlung stören, muss im Einzelfall geklärt werden. Nicht behandelt werden können Patienten mit Herzschrittmachern, -defibrillatoren oder Neurostimulatoren.

Ablauf der Kryotherapie

Bei der Kryotherapie nutzt man Kälte, um die Tumorzellen zu zerstören. Über den Damm wird eine Kältesonde, die mit Hilfe von Argon-Gas gekühlt wird, an die Prostata eingeführt. Über in einer Schablone befindlichen kleinen Löchern, wird die Nadel in die Prostata geschoben. Über Ultraschall wird die Position der Nadeln überprüft. Der Eingriff erfolgt in Teil- oder Vollnarkose und erfordert einen kurzen Klinikaufenthalt. Die Klinik für Urologie arbeitet hier eng mit dem Institut für Radiologie zusammen.

 

Welche Patienten können mit der Kryotherapie behandelt werden?

Für Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs, und für die ein niedriges oder mittleres Rückfallrisiko angenommen werden kann. Allerdings müssen Operation oder Bestrahlung ausgeschlossen sein. 

Ablauf des TOOKAD-Verfahrens

Während der Operation werden Laserfaser transperineal (über den Damm) unter sonographischer Kontrolle in den tumortragenden Prostatalappen eingeführt. Die Aktivierung des Lasers verursacht eine Anregung des vorher intravenös applizierten fotosensitiven Wirkstoffs „Padeliporfin“ („TOOKAD“), wodurch es zur Gefäßzerstörung und verminderter Durchblutung des Gewebes kommt. Hierdurch wird ein Absterben des Gewebes (Nekrose / Apoptose) induziert.

Der Eingriff erfolgt stationär und unter Vollnarkose. Der postoperative stationäre Aufenthalt beträgt zumeist maximal 3 Tage. Nach dem Eingriff sollte ein MRT und eine Re-Biopsie zur Kontrolle nach 9-12 Monaten erfolgen.
 

Welche Patienten können mit TOOKAD behandelt werden?

  • Einseitig niedrig-risiko Adenokarzinom der Prostata
  • Klinisches Stadium T1c oder T2a
  • Gleason-Score </= 6 nach MRT Fusionsbiopsie
  • PSA </= 10ng/ml,
  • PSA-Dichte >/= 0.15ng/ml/cm3
  • max. 3 positive Stanzzylindern < 5mm oder
  • max. 1 oder 2 Stanzzylinder >/= 50% Tumorbefal

Ablauf der Mikrowellen-/Radiofrequenztherapie

Die Mikrowellen-/ Radiofrequenztherapie kommt bei Patient:innen zum Einsatz, für die aufgrund ihres Alters, reduzierten Gesundheitszustands oder bestehender Nebenerkrankungen eine Operation ungeeignet ist. Dabei wird eine Sonde durch die Haut bis in den Nierentumor vorgeschoben und das Krebsgewebe unter Röntgenkontrolle verkocht und auf diese Weise zum Absterben gebracht. Dies ist eine minimal invasive Maßnahme, für die bisher allerdings keine Langzeitergebnisse vorliegen. 

 

Welche Patienten können mit der Mikrowellen-/ Radiofrequenzmethode behandelt werden?

Das Verfahren kann bei für Patienten mit kleinen Nierenzellkarzinomen angewendet werden, wenn aufgrund bestimmter Indikationen von einer Operation abgesehen werden muss.

Chefärztin der Klinik für Urologie

Chefärztin

Prof. Dr. med. Inga Peters

Fachärztin für Urologie, Medikamentöse Tumortherapie

Telefon
Fax (069) 7601 - 3838
E-Mail fehlau.isabella(at)khnw(dot)de