Harninkontinenz

Harninkontinenz ist bis heute in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Aus Scham trauen sich viele Menschen nicht, über dieses sensible Thema und die Folgen einer Blasenschwäche zu sprechen oder haben Angst vor der vermeintlich unangenehmen Untersuchung oder schmerzhaften Behandlung – ein Fehler, denn es gibt wirksame Therapien

Ursachen und Symptome

Inkontinenz ist gekennzeichnet durch unwillkürlichen Urinverlust. Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz: Von einer Belastungsinkontinenz spricht man, wenn Urin beim Husten, Nießen, Lachen oder bei körperlicher Aktivität verloren wird.  Männer sind jedoch häufiger von der Dranginkontinenz betroffen, der auch in ruhender Position oder bei laufendem Wasser verspürt wird.

 

Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten im Überblick:

  • ATOMS®; Künstlicher Schließmuskel (adjustable transobturator male system)
  • AMS 800®; Hydraulischer Schließmuskel
  • VICTO®; Schließmuskelprothese
  • Diagnostische Blasenfunktionstests

Adjustierbares Band (ATOMS®)

Eine schonende Alternative zur Implantation eines künstlichen Harnblasenschließmuskels bietet die Implantation eines ATOMS®-Systems. Hierbei wird das Band minimalinvasiv von außen eingeführt und um den unteren Schambeinast beidseitig befestigt. Mittels Kompression ermöglicht das gefüllte Silikonkissen die Erhöhung des Auslasswiderstandes. Eine individuelle Adjustierung ist mittels Kissennachfüllung durch den Port jederzeit und ohne Operation möglich und stellt einen der Vorteile des ATOMS® dar. Ein weiterer Vorteil besteht in der Einsetzbarkeit bei allen Graden der Belastungsinkontinenz, auch nach Bestrahlung.

Hydraulischer Schließmuskel (AMS 800®)

Der AMS 800®  ist eine effektive Methode zur Behandlung der Belastungsinkontinenz, die bei 82 bis 100 Prozent der Behandelten zum Kontinenzerfolg führt. Es handelt sich dabei um eine Silikonprothese, die anchließend mit Flüssigkeit gefüllt wird. Sie besteht aus einer aufblasbaren Verschlussmanschette, einem druckregulierenden Ballon und einem Kontrollelement mit Pumpe. Die Komponenten sind komplett verborgen und imitierten die normale Schließmuskelfunktion, indem sie die Harnröhre gemäß der Steuerung des Patienten öffnen und schließen.

 

VICTO® Schließmuskelprothese

Die Schliessmuskelprothese VICTO® besteht aus einer Harnröhrenmanschette, einer Pumpe, die im Hodensack platziert wird und einem Druckregulationsballon, der in den Bauchraum implantiert wird. Das System kann die Funktion des Harnröhrenschliessmuskels komplett ersetzen und bietet den Vorteil, einer individuellen Anpassung des Verschlussdrucks der Prothese auch nach der Implantation. Der Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen und dauert ca. zwei Stunden. Im Anschluss wird die Prothese zunächst für einen Zeitraum von ca. sechs Wochen deaktiviert, um eine vollständige Einheilung der Komponenten ins Gewebe zu ermöglichen. Danach wird das System durch Füllung von Flüssigkeit in die Pumpe aktiviert und sorgt für den Verschluss der Harnröhre.

Diagnostische Blasenfunktionstests

An der Klinik für Urologie bieten wir ein breites Spektrum an verschiedenen Blasenfunktionstests an. Hierunter zählen beispielsweise:

  • Uroflowmetrie (Messung der ausgeschiedenen Harnmenge pro Sekunde, um Rückschlüsse auf bestimmte Erkrankungen ziehen zu können)
  • Urodynamische Untersuchungen (Blasendruckmessung, bei der die Funktionsweise der Harnblase mit Hilfe von Sonden und Elektroden ermittelt wird)
  • Pad-Test (Bei diesem Test wird das Gewicht einer Inkontinenzeinlage vor und nach einem Test genommen, um damit den Urinverlust festzustellen und den Schweregrad einer Inkontinenz zu bestimmen.)