Harninkontinenz

Harninkontinenz ist bis heute in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Aus Scham trauen sich viele Menschen nicht, über dieses sensible Thema und die Folgen einer Blasenschwäche zu sprechen oder haben Angst vor der vermeintlich unangenehmen Untersuchung oder schmerzhaften Behandlung – ein Fehler, denn es gibt wirksame Therapien

Weiterführende Informationen zum Thema Inkontinenz finden Sie auch in unserer Broschüre.

Vorraussetzungen für die Inkontinenzsprechstunde

In der Inkontinenzsprechstunde werden neben Belastungsinkontinenz (z.B. nach radikaler Prostatektomie) und Dranginkontinenz (z.B. bei überaktiver Harnblase) auch Blasenentleerungsstörungen (z.B. schlaffe Harnblase) behandelt.

Vor weiterführender Diagnostik (bspw. Urodynamik) und Therapie erfolgt Ihre Vorstellung in unserer Inkontinenzsprechstunde. Termine werden nur nach Vorlage einer Einweisung durch einen niedergelassenen Urologen vergeben. Zum Termin bringen Sie bitte das ausgefüllte Miktionsprotokoll mit.

Anleitung zum Ausfüllen des Miktionsprotokolls:
Insgesamt sollen 3 Tage (müssen nicht aufeinander folgen) dokumentiert werden. Bitte erfassen Sie Ihre Trink- und Urinmengen über 24 Stunden (z.B. Morgenurin bis Morgenurin). Hierfür benutzen Sie Messbecher. Zur Objektivierung des ungewollten Urinverlusts bitte den Vorlagenverbrauch dokumentieren und das Vorlagengewicht abwiegen. Für die Beschreibung der Intensität des Harndrangs empfiehlt sich die Markierung mittels "+ / ++ / +++".

Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten im Überblick:

ATOMS®
- Für die moderate Belastungsharninkontinenz des Mannes
- Unterstützendes adjustierbares Harnröhrenkissen

AMS 800®
- Für die schwere Belastungsharninkontinenz des Mannes
- Hydraulische Schließmuskelprothese

Sakrale Neuromodulation
- Für überaktive Drangblasen oder schlaffe Blasen mit Blasenentleerungsstörung 
- "Blasenschrittmacher"

TVT 
- Harnröhrenbändchen für die Belastungsharninkontinenz der Frau
 

Roboterassistierte Deszensus-Operationen (z.B. Sakrokolpopexie)

Adjustierbares Band (ATOMS®)

Eine weniger invasive Alternative zur Implantation einer künstlichen Schließmuskelprothese. Das Silikonkissen wird über einen Schnitt im Dammbereich an die Harnröhre gelegt und übt Druck auf diese aus. Befestigt wird das Kissen am unteren Schambeinast beidseitig. Eine individuelle Adjustierung ist mittels Kissennachfüllung durch den Port im Hodensack jederzeit und ohne Operation möglich und stellt einen der Vorteile des ATOMS® dar. 

Hydraulischer Schließmuskel (AMS 800®)

Das System besteht aus 3 Komponenten: Harnröhrenmanschette, Pumpe und Ausgleichsballon. 
Eine Silikonmanschette wird über einen Schnitt im Dammbereich um die Harnröhre geschlungen. Die zum Öffnen der Manschette benutzte Pumpe liegt im Hodensack. Das Ausgleichsreservoir liegt im Unterbauch. Die Harnröhre ist im Ruhezustand durch die Manschette abgedichtet. Um Wasserlassen zu können drückt der Patient auf die Pumpe im Hodensack. 

 

Sakrale Neuromodulation

Der Blasenschrittmacher besteht aus dem Schrittmacheraggregat und einer Sonde. Der Schrittmacher wird in eine Tasche unter der Haut des Gesäßes implantiert. Die kabelartige Sonde wird durch die anatomischen Löcher des Kreuzbeins an die Nerven der Harnblase gebracht. Der Eingriff ist deutlich kleiner als vielerleiangenommen und bietet eine dauerhafte Lösung für überaktive Harnblasen, sowie bei schlaffen Harnblasen die oftmals einzige Option zur Katheterversorgung. 

Diagnostische Blasenfunktionstests

Neben dem obigen Blasentagebuch sind häufig weitere Tests vor einer operativen Therapie notwendig:

  • Uroflow (Harnstrahlmessung)
  • Urodynamik 
  • Urinkultur
  • Blasenspiegelung
  • Ultraschall