Simulationstraining
Im Krankenhaus ist es sehr wichtig, dass sich das Personal stets weiterbildet und so immer auf höchstem medizinischen Niveau arbeitet. Mithilfe eines stationbasierten Simulationstrainings können unsere Mitarbeiter:innen regelmäßig ihre Arbeit trainieren und ihre Notfall-Kenntnisse überprüfen. Vor allem für neue Teammitglieder ist das Training hilfreich. Sie erlangen dadurch Routinen in den Abläufen und Aufgaben.
Atemwegs-Management
Videolaryngoskopische Intubation
An dieser Station wird der schwierige Atemweg trainiert. Scheitert die konventionelle Intubation mit direkter Laryngoskopie (Einbringen eines Beatmungstubus in die Luftröhre mit Hilfe eines Metall-Spatels unter direkter Sicht), kommt die Videolaryngoskopie zum Einsatz. Heutzutage das am häufigsten eingesetzte Tool bei schwierigem Atemweg. Der Spatel hat hierbei eine besondere Form, die keine direkte Sicht auf die Stimmbänder zulässt. Dafür befindet sich an der Spatelspitze eine Kamera, womit der Eingang der Luftröhre indirekt dargestellt werden kann. So lassen sich selbst Patient:innen mit schwierigem Atemweg häufig problemlos intubieren. Dieses Verfahren kommt im Gegensatz zur konventionellen Laryngoskopie nicht so häufig zum Einsatz und unterscheidet sich im Handling deutlich. Am Krankenhaus Nordwest werden Videolaryngoskope verschiedener Hersteller verwendet.
Fieberoptische Wachintubation
Vor Einführung der Videolaryngoskopie war die fieberoptische Wachintubation das Verfahren der Wahl bei einem schwierigem Atemweg. Dabei wird der Beatmungsschlauch im wachen Zustand mit Hilfe einer Fieberoptik durch die Nase geführt und in die Luftröhre eingebracht. Selbst bei örtlicher Betäubung des Nasen-/Rachen-Raumes und Gabe einer geringen Menge Schlafmittels handelt es sich hierbei um ein für die Patienten sehr unangenehmes Verfahren. Zudem ist es komplikationsträchtiger als die Intubation über den Mund.
Dank der Videolaryngoskopie muss die fieberoptische Wachintubation heute nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen. So zum Beispiel nach ausgedehnten Hals-Operationen in der Vergangenheit, Tumoren im Rachen- und Halsbereich oder bei Brüchen in der Halswirbelsäule. Gerade, weil die fieberoptische Wachintubation nur noch selten Anwendung findet, ist gründliches Training wichtig. Dadurch ist das medizinische Personal auch auf solch einen Spezialfall vorbereitet.
An dieser Station kann außerdem die Bronchoskopie, also die Betrachtung der Luftröhre und der Bronchien von innen, trainiert werden.
Notfall-Koniotomie
Wenn alle Mittel der Atemwegssicherung scheitern (cannot intubate, cannot ventilate), wird eine Notfall-Koniotomie durchgeführt. Diese wird umgangssprachlich auch als "Luftröhrenschnitt" bezeichnet. Diese lebensrettende Sofortmaßnahme muss nur extrem selten durchgeführt werden. Dennoch ist es essentiell, dass die Ärzt:innen theoretische Kenntnisse darüber erlangen und den Umgang mit den Materialien an der Puppe trainieren. So gelingt im Ernstfall ein deutlich sicherer Umgang mit diesem Verfahren.
Anlegen eines Periduralkatheter (PDK)
Hier wird die Anlage eines PDK, auch Periduralanästhesie (PDA) genannt, trainiert. Die PDK-Anlage kommt bei uns häufig bei viszeral- und thoraxchirurgischen sowie urologischen Operationen zum Einsatz. An unserem Simulator kann das Verfahren gefahrenlos trainiert werden, damit bei den ersten Anwendungen am Menschen Sicherheit im Umgang damit besteht.
Die Anlage erfolgt unter örtlicher Betäubung im Wachzustand und sitzender Haltung der/des Patient:in. Eine Kanüle wird zwischen den Wirbelkörpern bis in den Periduralraum kurz vor dem Rückenmark vorgeschoben. Anhand eines Widerstandsverlusts in einer aufgesteckten Spritze erfühlt man die richtige Lokalisation. Dann wird ein dünner Schlauch beziehungsweise Katheter (Durchmesser ca 1mm) durch die Kanüle geschoben und kommt im Periduralraum zum Liegen. Während die Kanüle entfernt wird, bleibt der Katheter einige Tage liegen. Über eine spezielle Schmerzpumpe wird örtliches Betäubungs- und Schmerzmittel in den Periduralraum gepumpt. Dadurch sind die Patient:innen komplett schmerzfrei.
Diese PDK-Anlage erfolgt in der Regel, wenn große Operationen im Bauch oder Brustkorb anstehen. Auf welcher Höhe der Wirbelsäule der Katheter gelegt wird, hängt von der Lokalisation des OP-Gebietes ab. Während der Operation müssen dank eines PDK keine weiteren Schmerzmittel geben werden, was ein deutlich schnelleres Erwachen aus der Narkose ermöglicht. Danach sind die Patient:innen aufgrund mangelnder Schmerzen wieder schneller auf den Beinen. Auch Risiken wie z.B.Thrombosen, Lungenembolien und Herzinfarkte werden reduziert.
Demonstration von Faszienblöcken
Bei Eingriffen im Bauch- und Brustkorbbereich, bei denen die Anlage eines Periduralkatheters nicht möglich oder aber ein zu großes Risiko in Relation zum Nutzen bringt, können sogenannte Faszienblöcke zum Einsatz kommen. Dabei wird ein Lokalanästhetikum ultraschallgesteuert zwischen verschiedenen Muskelschichten gespritzt. Die Identifikation der richtigen Muskeln muss dabei sicher beherrscht werden. Dieses Verfahren wird Rahmen unseres Simulationstrainings demonstriert und von unerfahrenen Anwender:innen geübt. Die Abbildung zeigt das Vorgehen bei einem Serratus Anterior Plane Block (SAPB) für Operationen im Brustkorbbereich. Dieser wird neben dem Transversus Abdominis Plane Block (TAPB) für Bauchoperationen häufig angewendet.
Sonographiegesteuerte (ultraschallgesteuerte) Gefäßpunktionen
In der Anästhesie werden täglich verschiedene Venen und Arterien punktiert (angestochen und Katheter hinein gelegt). Venenzugänge dienen der Gabe von Infusionen und Medikamenten. Arterielle Zugänge hingegen ermöglichen die Messung von Blutdruck (sehr genau) und die Bestimmung von Sauerstoff, Kohlendioxid und vielen anderen Parametern im arteriellen Blut.
Mit Hilfe des Ultraschalls können Arterien und Venen punktiert werden, die man sonst weder sieht noch fühlt (bei Patient:innen mit schwierigen Venenverhältnissen). Das Ganze erfordert neben theoretischen Kenntnissen vor allem viel Übung, die Hand-Augen-Koordination muss geschult werden. Die erworbenen Fähigkeiten in der ultraschallgestützten Kanüleinführung lassen sich auch bei peripheren Nervenblockaden anwenden.
Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand – Reanimation
Reanimation bedeutet Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand. Dafür gelten Leitlinien (z.B. "ERC-Leitlinie"), wodurch die Reanimation nach einem festgeschriebenen Algorithmus erfolgt. Dabei gibt es Unterschiede bei der Reanimation von Säuglingen, Kindern und Erwachsenen. Die Leitlinien werden immer wieder aktualisiert, um den neuesten Kenntnissen aus der Forschung zu entsprechen.
Die Anästhesiologie ist das Reanimationsteam für das gesamte Krankenhaus. Daher muss sich das Team stets auf dem aktuellen Stand befinden und für Reanimationen geübt sein. Bei dem Simulationstraining werden die Algorithmen für Säuglings-, Kinder- und Erwachsenenreanimation an verschiedenen Reanimationspuppen trainiert. Das Bild zeigt exemplarisch eine Säuglingsreanimation.