Aktiv gegen Antibiotika-Resistenz: Antibiotic-Stewardship-Programm erfolgreich am Krankenhaus Nordwest implementiert

2015 starteten Prof. Dr. med. Klaus-Peter Hunfeld, Chefarzt des Zentralinstituts für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, und sein Team ein Pilotprojekt zur Implementierung eines eigenen Antibiotic-Stewardship-Programms (ABS) am Krankenhaus Nordwest. Zwei Jahre nach der Implementierung zeigen sich erste Erfolge.

2015 starteten Prof. Dr. med. Klaus-Peter Hunfeld, Chefarzt des Zentralinstituts für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, und sein Team ein Pilotprojekt zur Implementierung eines eigenen Antibiotic-Stewardship-Programms (ABS) am Krankenhaus Nordwest. Zwei Jahre nach der Implementierung zeigen sich erste Erfolge: Optimierter Antibiotikaeinsatz bei anhaltend hoher Behandlungsqualität und Kosteneinsparung. Die Vorbereitungen zu diesem Projekt begannen bereits 2013, kurz nach der Verabschiedung und Einführung der S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“, und orientierten sich an den entsprechenden Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes und der Hessischen Hygieneverordnung.

Multiresistente-Erreger stellen ein jährlich wachsendes, medizinisches Problem dar. Allein für Deutschland geht das Bundesgesundheitsministerium von etwa 400.000 bis 600.000 Patienten aus, die sich jedes Jahr mit einem „Klinikkeim“ infizieren. Schätzungen zufolge sterben dabei jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Menschen an den Folgen – immer häufiger auch aufgrund von Antibiotika-Resistenz. Einer rationalen Verordnung von Antiinfiktiva kombiniert mit modernen infektiologischen Diagnostik-, Präventions- und Behandlungskonzepten für Infektionskrankheiten kommt daher eine absolute Schlüsselrolle für die Funktionsfähigkeit moderner Gesundheitssysteme zu.

Das Krankenhaus Nordwest ist sich seiner Verantwortung bewusst und startete daher als Vorreiter ein Pilotprojekt zur Einführung eines ABS-Programms entsprechend der Vorgaben der entsprechenden Leitlinie zur Optimierung des Antiinfektiva-Einsatzes und zur Vermeidung einer fortschreitenden Resistenzentwicklung. Dabei setzt die Klinik auf vier wesentliche Kernstrategien: Verbindliche Vorgaben zur Verschreibung und zum Antibiotikaeinsatz, systematische Beratung und Kontrolle durch einen Konsiliardienst, regelmäßige Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter sowie regelmäßige Analyse der Ergebnisqualität des ABS-Programms.

2015 wurden im Rahmen des Projekts die ersten ABS-Experten ausgebildet und zu Beginn des Jahres 2016 konstituierte sich das ABS-Team. Die Mitglieder des Teams, darunter ein erfahrener Apotheker für klinische Pharmazie, klinisch-infektiologisch ausgebildete praktisch tätige Fachärzte, der verantwortliche Krankenhaushygieniker, der diagnostisch verantwortliche Mikrobiologe sowie mindestens ein ABS-Experte aus den Bereichen der Inneren Medizin, Intensivmedizin, Neurologie und Chirurgie, wurden von der Geschäftsführung berufen. Ziel ist, die Qualität des Antiinfektiva-Einsatzes, die korrekte Indikationsstellung und die richtige Auswahl der Substanzen sowie deren Dosierung und Anwendungsdauer kontinuierlich zu beobachten und zu verbessern, um so optimierte klinische Behandlungsergebnisse für den Patienten zu erreichen. Durch regelmäßige Sitzungen der Fachexperten wurden bis dato wesentliche strukturelle Vorgaben und Standards erarbeitet, die kontinuierlich weiter verbessert und ergänzt werden. Neben klassischen Strukturvorgaben, wie in der internen Antibiotikahausliste, Fortbildungsveranstaltungen und den regelmäßig angepassten und entsprechend der jährlich vorgelegten Resistenzstatistiken modifizierten Antibiotikaleitlinien hat das ABS-Team Ende 2016 auch ein sogenanntes Stopp-and-Order-Programm in Kombination mit einem infektiologischen Konsiliardienst etabliert.

Bereits zwei Jahre nach der Initialzündung zeigt sich der Erfolg des ABS-Programms in rückläufigen Antibiotikaverbrauchsdichten am Krankenhaus Nordwest, einer reduzierten Anwendung von Reservesubstanzen und insbesondere am deutlichen Rückgang von klassischen, besonders mit mikrobiologischen und resistenzepidemiologischen Kollateralschäden assoziierten Antibiotika, wie der Chinolone und III.-Generations-Cephalosporine. Zusätzlich konnten in 2017 bereits rund 155.000 Euro an Kosten für Antiinfektiva eingespart werden und dies bei optimierter therapeutischer Anwendung und anhaltend hoher Behandlungsqualität.

„Es macht uns stolz, dass unsere Arbeit Erfolge zeigt. Geplant ist nun im nächsten Schritt der weitere Ausbau des ABS-Programms am Hospital zum Heiligen Geist. Zudem möchten wir aktiv weiter an der Fortentwicklung und Aktualisierung von Strukturen und Richtlinien arbeiten, um auf diese Weise auch zukünftig die Therapiestandards hoch und das Resistenzniveau möglichst niedrig zu halten“, so Prof. Hunfeld.