DFG fördert mehrjährige Studie zu Gallenblasenkrebs am Institut für Klinisch-Onkologische Forschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die vom Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) am Krankenhaus Nordwest ins Leben gerufene Studie „GAIN“ mit rund 800.000 Euro.

Erforscht wird darin eine neue Kombination aus Chemotherapie und Operation. Diese soll Patienten helfen, welche an einer schwer erkennbaren Form von Gallenblasenkrebs leiden.

Die auf einen Zeitraum von insgesamt 6 Jahren angelegte Studie verfolgt einen modernen multimodalen Therapieansatz bei der Behandlung des sogenannten inzidentellen Gallenblasenkarzinoms. Dabei besteht die Behandlung aus zwei Komponenten –  einer Chemotherapie und einer nachfolgenden operativen Entfernung von Tumorgewebe. Diesen Weg vergleicht GAIN mit den Behandlungsergebnissen der bisher üblichen Operation ohne vorherige Chemo.

Mit der Behandlung des inzidentellen oder auch okkulten Gallenblasenkarzinoms im Rahmen von GAIN stellen sich die Frankfurter Forscher um Privatdozent Dr. Thorsten Oliver Götze einer neuen Herausforderung. Diese Form von Gallenblasenkrebs macht rund zwei Drittel aller Fälle aus, bleibt aber in der Regel lange im Verborgenen, „okkult“, und wird nur zufällig, „inzidentell“, erkannt, wenn beispielsweise nach einer Gallensteinoperation Gewebematerial routinemäßig durch die Pathologen eines Krankenhauses untersucht wird. Insgesamt ist das Gallenblasenkarzinom die fünfthäufigste Krebsform des Verdauungstraktes und hat mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von gerade einmal fünf Prozent eine sehr schlechte Prognose. Selbst bei einer sofortigen und radikalen Entfernung allen tumorverdächtigen Gewebes durch den Operateur lässt sich die 5-Jahres-Überlebensrate zwar verbessern, ist aber immer noch enttäuschend, so dass der Versuch einer wirklichen Heilung von Patienten allein mit dem Mittel der Operation bisher zumeist aussichtslos ist. Diese Situation soll sich nun durch eine chemotherapeutische Vorbehandlung mit Gemcitabine und Cisplatin verbessern; Wirkstoffen also, die bereits seit Jahren im Kampf gegen ganz unterschiedliche Krebsarten zum Einsatz kommen.

Bei „GAIN“ handelt es sich bereits um eine sogenannte Phase-III-Studie: Gelingt den Forschern am Krankenhaus Nordwest hierbei der Nachweis, dass sich mit ihrem Ansatz Patienten wirksamer behandeln lassen als mit den bisherigen Verfahren, wird sich womöglich ein neuer therapeutischer Standard deutschlandweit, wenn nicht sogar weltweit, etablieren. Der Vorteil: Neue Medikamente müssten dafür nicht erst jahrelang entwickelt werden. 

Initiiert und durchgeführt wird die Studie vom Leitenden Oberarzt des Instituts für Klinisch-Onkologische Forschung, Privatdozent Dr. Thorsten Oliver Götze. Er führt bereits seit mehr als 15 Jahren das Deutsche Register zum okkulten Gallenblasenkarzinom und gilt als einer der Experten für diese Erkrankung. An seiner Studie sollen im Verlauf der kommenden Jahre rund 50 medizinische Zentren in Deutschland mit bis zu 300 Patienten teilnehmen. Dabei erhält GAIN neben der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft auch wissenschaftliche Unterstützung durch die Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO), die Chirurgische Arbeitgemeinschaft für Leber-, Galle- und Pankreaserkrankungen (CALGP) und die Assoziation Chirurgische Onkologie (ACO).

Wissenschaftlicher und organisatorischer Dreh- und Angelpunkt der Forschung wird dabei in den kommenden Jahren das Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) unter Leitung seines Ärztlichen Direktors Prof. Dr. Salah-Eddin Al-Batran sein: „Wir sind sehr glücklich über die Unterstützung der DFG und die Einschätzung unserer Arbeit“, kommentiert Prof. Al-Batran den Bewilligungsbescheid der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Deren Begutachtungsgruppe „Klinische Studien“ hatte zuvor in ihrer Beurteilung GAIN ausdrücklich als „hochrelevant und zeitgemäß“ bezeichnet und das Studiendesign gelobt. Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft sei auch eine Bestätigung und Anerkennung für die Trägerinstitutionen des Instituts, das Krankenhaus Nordwest und das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt (UCT).

Über das Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF)

Das IKF (Leitung Prof. Salah-Eddin Al-Batran) ist eine von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Einrichtung des Krankenhauses Nordwest und des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt. Ziel des IKF ist der Ausbau und Förderung der klinischen Krebsforschung. Das IKF verfügt über eine Phase-I Station sowie eine Clinical Trial Management Unit und führt derzeit eine Reihe von selbst initiierten onkologischen Studien der Phasen I bis III durch. Forschungsschwerpunkte des IKF sind klinische Arzneimittel-Studien und translationale Projekte sowie Forschungsarbeiten zu Lebensqualität unter Therapie und weiteren Patientenpräferenzen.