Fokale Behandlung bei Prostatakrebs ohne Skalpell
Zum ersten Mal wurde am Krankenhaus Nordwest ein Patient mit einem lokalisierten Prostatakarzinom mittels MRgFUS HIFU behandelt. MRgFUS HIFU steht für „Magnetresonanztomographie-gesteuerter hochfokussierter Ultraschall“. Das Verfahren ist eine schonende Behandlungsmethode zur fokalen, also zielgerichteten Therapie von Prostatakrebs mittels Ultraschall. „Wir sind sicher, dass wir ausgewählten Patienten mit der fokalen Behandlung eine sehr gute Alternative mit einer hohen Lebensqualität bieten können, insbesondere denjenigen, die sich weder zu einer Radikaltherapie noch zu einer reinen Überwachung durchringen können“, sagt Prof. Dr. Becht, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie und Leiter des Prostatakarzinomzentrums am Krankenhaus Nordwest.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern mit ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland. Allerdings gehört das Prostatakarzinom zu den Krebsarten, die häufig nur langsam wachsen und nicht immer eine unmittelbare Bedrohung für die Betroffenen darstellen. Eine abwartende Strategie beim Prostatakarzinom hat daher einen wichtigen Stellenwert. Als Alternative zum abwartenden Beobachten oder zur aktiven Überwachung hatten Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom bisher die Wahl zwischen Operation – also radikaler Entfernung der Prostata – und Bestrahlung. Beide Verfahren sind jedoch immer mit dem Risiko für Kontinenz- und Potenzstörungen verbunden.
MRgFUS HIFU: Behandlung bei Prostatakrebs mit MR-gesteuertem hochfokussiertem Ultraschall
Das alternative Behandlungskonzept MRgFUS HIFU bietet das Krankenhaus Nordwest in Kooperation mit dem MRgFUS Zentrum Frankfurt an, das bereits umfassende Erfahrungen mit der nicht invasiven lokalen Ultraschall-Therapie von Tumoren besitzt. Das Zentrum wird von Prof. Dr. med. Markus Düx geleitet, der gleichzeitig Chefarzt des Zentralinstituts für Radiologie und Neuroradiologie am Krankenhaus Nordwest ist. Bei der Behandlung mit hochintensivem fokalem Ultraschall (HIFU) werden unter Narkose hochenergetische Schallwellen über eine im Enddarm platzierte Ultraschallsonde in Richtung Prostata gesendet. Diese Schallwellen sind in der Lage, punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor definierten Gewebebereich zu erzeugen, d.h. ganz ohne Nadeln, Skalpell oder OP. Hierbei wird der Gewebebereich auf 70 bis 80°C erhitzt, was zu einem Absterben der Tumorzellen führt. Beim im Krankenhaus Nordwest eingesetzten MRgFUS HIFU wird die fokussierte Ultraschall-Technik in einem Magnetresonanztomographen (MRT) durchgeführt. Das hat den Vorteil eines direkten Feed- back über die Temperaturverteilung im Tumor und der Prostata. Durch die „Echtzeittemperaturmessung“ im MRT wird sichergestellt, dass das Tumorgewebe ausreichend erwärmt und umgebende Strukturen geschont werden. Der Therapeut stellt während der Ultraschallbehandlung fest, wie das Tumorgewebe auf die eingestrahlte Hitze reagiert und kann ggfs. nachregulieren. Das ist der große Vorteil gegenüber anderen nicht MR-gesteuerten HIFU-Systemen; hier wird lediglich eine definierte Hitzeenergie eingestrahlt, ohne dass es eine Rückkopplung über das Ergebnis gibt. Umliegendes gesundes Gewebe wird geschont, Nebenwirkungen oder Komplikationen der Therapie sind ausgesprochen selten und im Falle eines Rezidivs ist die Behandlung wiederholbar oder lässt andere Behandlungsoptionen offen.
Prostatakarzinomzentrum am Krankenhaus Nordwest
Das Prostatakarzinomzentrum ist von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und bietet ein breites Spektrum an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Ziel ist es, allen Patienten die bestmögliche Behandlungsqualität einer evidenzbasierten Medizin zu bieten. Daher arbeiten hier unterschiedliche Fachrichtungen Hand in Hand: Urologie, Radioonkologie, Nuklearmedizin, Labormedizin, internistische Onkologie, Radiologie und Pathologie. Darüber hinaus gibt es Kooperationsgemeinschaften mit Arztpraxen im Raum Frankfurt
Kontakt
Prostatakarzinomzentrum am Krankenhaus Nordwest
Prof. Dr. med. Dr. hc. Eduard W. Becht, Leitung, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie
Priv.-Doz. Dr. med. Michael van Kampen, stellvertretende Leitung, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie
Ulrich Witzsch, leitender Oberarzt, Zentrumskoordination
Telefon, Prof. Becht: (0 69) 7601 – 3917
MRgFUS Zentrum Frankfurt
Prof. Dr. med. Markus Düx
Telefon: (069) 7601 – 3448 (069) 874 030 100
Über das Krankenhaus Nordwest
Das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung im Rhein-Main-Gebiet mit 582 Betten, die sich auf elf Kliniken und vier Institute verteilen. Als Standort klinischer Forschung ist das Krankenhaus Nordwest Teil des von der Deutschen Krebshilfe zertifizierten Universitären Centrums für Tumorerkrankungen Frankfurt (UCT). Von überregionaler Bedeutung ist außerdem das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Onkologische Zentrum, in dem alle Organzentren kooperieren. Die Klinik für Neurologie ist eine der größten neurologischen Kliniken Deutschlands. Sie verfügt über eine überregional tätige Stroke Unit und eine neurologische Intensivstation. Darüber hinaus spiegelt sich die fachliche Kompetenz des Krankenhauses Nordwest in verschiedenen weiteren Zentren wider. Dazu gehören das interdisziplinäre Gefäßzentrum mit seinem hochmodernen Hybrid-Operationssaal, das Endometriosezentrum, das Multiple-Sklerose-Zentrum und die Brustschmerzeinheit (CPU).