Krankhaftes Übergewicht – wenn das Abnehmen immer schwerer wird

Krankenhaus Nordwest startet aktuelles Optifast-Programm

Experten streiten sich, ab wann Übergewicht schadet. Doch gibt es gute Gründe, frühzeitig die Bremse zu ziehen. Denn mit zunehmendem Gewicht verschwindet das natürliche Sättigungsgefühl - und das Abnehmen wird immer schwerer. Das ist der Beginn eines Teufelskreises, den viele Patienten alleine nicht durchbrechen können. Das Optifast-Programm am Krankenhaus Nordwest ist ein einjähriges, ambulantes Gewichtsreduktionsprogramm, das speziell auf Menschen mit starkem Übergewicht BMI > 30 kg/m2 zugeschnitten ist. Die nächste Optifast-Jahresgruppe im Krankenhaus Nordwest startet am 08.08.2019.

Unser Körpergewicht wird von einem komplizierten Hormonsystem reguliert, das noch Gegenstand aktueller Forschung ist. Es steuert nicht nur unseren Appetit und unser Sättigungsgefühl, sondern auch die Kalorienmenge, die verbrannt wird und die Menge an Fettgewebe, die der Körper anlegt. Die Hormone sorgen dafür, dass wir bei Nahrungsmangel oder Diäten Hunger bekommen und nach einem üppigen Mahl erst einmal eine Weile satt sind. Eine zentrale Rolle spielen dabei Sättigungshormone wie Leptin, Ghrelin, GLP-1 oder andere Botenstoffe. Diese bremsen das Hungergefühl, wenn wir genügend gegessen haben.

Hormone reagieren empfindlich
Das Hormonsystem reagiert sehr empfindlich auf physiologische Veränderungen. „Unser fein abgestimmtes Hormonsystem gerät ab einem BMI von 30 aus den Fugen“, sagt Dr. med. Sylvia Weiner, Chefärztin der Bariatrischen und Metabolischen Klinik am Krankenhaus Nordwest. „Der Körper reagiert vermutlich nicht mehr ausreichend auf die Sättigungshormone“, so Weiner weiter. Die Folgen: Das Hungergefühl lässt trotz ausreichender Kalorienzufuhr nicht mehr richtig nach. Stattdessen haben Betroffene ständig Appetit und nehmen zu. Die Gewichtszunahme führt zu Bewegungsmangel und einem Abbau der Muskulatur. Es wird weniger Energie verbrannt, die stattdessen in Körperfett umgewandelt wird. Den Betroffenen fällt es zunehmend schwerer, ihr Gewicht zu halten oder sogar abzunehmen. Der Teufelskreis nimmt seinen Anfang.
"Weniger Energie und damit weniger Essen zu sich nehmen, alleine reicht dann oft nicht mehr", so Dr. med. Sylvia Weiner. Auch mehr Bewegung bringt die Fettpolster nur sehr langsam zum Schmelzen. Und selbst wenn das Abnehmen kurzfristig gelingt, schlägt häufig der Jojo-Effekt zu, da der Körper die angebotenen Kalorien sofort als Körperfett speichert. Langfristig erfolgversprechend ist für viele dieser Patienten eine Kombination aus Formuladiät, gesunder, fettarmer Ernährung, Verhaltenstherapie und Sport.

Das Optifast-Programm
Ziel des Programms ist die langfristige Stabilisierung des Gewichtsverlustes ohne "Jojo-Effekt".
Da die Teilnehmer intensiv medizinisch betreut werden, eignet sich das Programm auch für Menschen mit bereits bestehenden übergewichtsbedingten Begleiterkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes). Bei den wöchentlichen Treffen werden die Teilnehmer des Programms in Gruppen von 12-15 Personen von einem multiprofessionellen Therapeuten-Team (bestehend aus Ärzten, Verhaltenstherapeuten, Ernährungsberatern, Bewegungstherapeuten und Krankenschwestern) betreut.

Das Optifast-Programm ist in vier Phasen eingeteilt und hilft den Teilnehmern, schrittweise gesund abzunehmen. An die kurze "Vorbereitungsphase" schließt sich die erste Phase des Programms an ("Fastenphase"). Diese beinhaltet eine 12-wöchige Formuladiät, in der sich die Teilnehmer ausschließlich von speziellen Drinks und Suppen ernähren. Dadurch wird bereits zu Beginn des Programms ein beachtlicher Gewichtsverlust erzielt. In der zweiten Phase ("Umstellungsphase") werden die Teilnehmer schrittweise von der Formuladiät auf eine gesunde, ausgewogene Mischkost umgestellt. In der dritten Phase ("Stabilisierungsphase") werden die neu erlernten Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensmuster gefestigt, um eine langfristige Gewichtsstabilisierung zu erzielen. Das erlernte Wissen wird u.a. bei Kochabenden und Supermarktbesuchen praktisch umgesetzt. Um die körperliche Aktivität zu fördern, werden die Teilnehmer während des gesamten Programmjahres durch einen Bewegungstherapeuten geschult und angeleitet.

Der erreichbare Gewichtsverlust für Teilnehmer, die das Programm erfolgreich beendet haben, liegt im Durchschnitt bei 20 kg für Frauen und 26 kg für Männer, kann aber, je nach individuellen Voraussetzungen, auch deutlich höher liegen.

Kontakt:
Adipositaszentrum am Krankenhaus Nordwest

Chefärztin Dr. med. Sylvia Weiner
Telefon: (069) 7601 - 4578